08 September 2015

[Großer Hund & Flexileine ?!]

Ich habe früher nie viel von Flexileinen gehalten. Ich dachte immer sowas benutzen nur "Omis" und "Kleinhundbesitzer" ... bis eines Tages mein Mann ankam und mir sagte, er möchte eine Flexileine für Dion. Ich dachte erst, ich hab irgendwas falsch verstanden - eine Flexileine für eine Deutsche Dogge?! Meint er das wirklich ernst? - JA




Doch jetzt erstmal zu den Rahmenbedingungen. Wir wohnen ja in Niedersachsen und da ist in der Zeit vom 1. April bis 15. Juli die allgemeine Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit, in welcher Hunde in der freien Landschaft an der Leine geführt werden müssen (NWaldLG § 33). Ein Verstoß gegen diese Anleinpflicht kann ziemlich teuer werden und mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 € geahndet werden. Wir konnten im Frühjahr also nicht mehr einfach so mit Dion im Wald oder so spazierengehen und ihn dort einfach von der Leine lassen. Unsere normalen 2 m Leinen waren auf Dauer auch keine wirkliche Lösung. Denn diese führten entweder dazu, dass Dion quasi die ganze Zeit bei Fuß laufen musste oder dass wir andauernd stehenbleiben mussten, damit er mal schnuppern kann. Das führte ziemlich schnell zu Frust auf beiden Seiten der Leine.

Ich möchte jetzt nicht darauf eingehen, was wir Dion für Alternativen zur Auslastung anstatt des Freilaufs angeboten haben, denn das würde hier den Rahmen sprengen. Stattdessen möchte ich mich hier auf die Wahl unserer "Leine" für diese Zeit konzentrieren.

Flexi-Leine
Ausstellungsleine
Nylon-Führleine
Leder-Führleine
Kurzführer
Schleppleine


Ich hatte für mich recht schnell entschieden im Wald und auf Feldwegen eine Schleppleine zu benutzen. Mit dieser Entscheidung einhergehend war ich auf den Spaziergängen aber auch ständig damit beschäftigt die Schleppleine wieder auf- und abzuwickeln, da ich nicht wollte, dass Dion die komplette Länge andauernd hinter sich herzieht. Es passierte natürlich nichtsdestotrotz häufig, dass ich insbesondere mit dem Aufwickeln zu langsam war und die Schleppleine über den Boden gezogen wurde, was dann dazu führte, dass ich ständig dreckige Hände und Klamotten hatte. Mein Mann war und ist absolut kein Fan der Schleppleine. Also außer wenn ich Dion damit führe, denn dann hat er damit ja nichts zu tun...


Diese ganzen Punkte führten dementsprechend dazu, dass mein Mann sich eine Flexileine für Dion wünschte. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich vorstellen, dass eine Flexileine für eine Deutsche Dogge das Richtige sein soll. Ich kannte aber auch nur die Varianten für kleine Hunde mit den dünnen Seilen, die gefühlte 100 m lang sind, sich stets und ständig überall verheddern und schön einschneiden. Erst habe ich mich dagegen gesträubt eine zu kaufen. Irgendwann hab ich dann aber doch nachgegeben...ich war jedoch felsenfest davon überzeugt diese nie zu benutzen. Sollte er doch seine Flexileine bekommen, wenn er sie unbedingt haben will. Ungeachtet dessen, dass ich eigentlich gar keine Flexileine haben wollte, wurde es kurzerhand trotzdem zu meiner Aufgabe eine zu besorgen. In den Tiergeschäften um die Ecke fand ich überhaupt nichts passendes für uns. Alle Modelle waren nichts für Dions Gewichtsklasse. Wobei das eigentlich auch nichts wirklich Außergewöhnliches war, denn auch Halsbänder und Leinen, die Dion passen, finde ich in diesen Geschäften nie. Die haben leider immer nur Sachen für kleinere Hunde. Ich war dann echt überrascht, als ich im Internet nach Flexileinen gesucht habe, dass es da auch Modelle für solche Riesen wie Dion gibt, die für Hunde bis 75 kg und mit Gurt anstatt dünnem Seil ausgelegt sind. Es war nun also schon einmal eine Flexileine gefunden...jetzt musste diese also getestet werden.

Die ersten Versuche mit der Flexileine übernahm dann mein Mann, denn ich weigerte mich ja noch diese zu benutzen. Ich war überrascht, dass es doch recht gut funktionierte und mein Mann war begeistert. Kein Ab- und Aufwickeln wie bei der Schleppleine und viel mehr Spielraum für Dion. Insgesamt war es ein sehr entspanntes Spazierengehen, wenn auch ein bisschen komisch, was wohl an meinen "Vorurteilen" gegenüber der Flexileine lag. Mir war es wichtig, dass, wenn wir schon eine Flexileine benutzen, trotzdem klare Regeln bestehen:

1. Wir bestimmen die Richtung
2. Kein Einwickeln mit der Leine
3. Kein Reinrennen ins Ende der Flexileine

Durch die Benutzung der Schleppleine kannte Dion schon das Kommando "Ende" und "Halt". Dies vereinfachte alles enorm. Immer wenn Dion sich so weit von uns entfernte, dass er gleich das Ende der Flexileine erreichte, kam von uns das Kommando "Ende". Es dauerte nicht lange und er wusste von selbst wie lang die Flexileine ist und blieb dann entweder stehen und wartete auf uns oder er kam uns hinterhergelaufen, wenn er mal wieder auf Schnüffeltour war und hinter uns zurückgeblieben ist. Auf "Halt" soll Dion da stehenbleiben, wo er gerade ist. Ich muss zugeben, dass das an der Leine um einiges besser funktioniert als im Freilauf. An der Leine, egal an welcher, bleibt er eigentlich sofort stehen. Ohne Leine wird das ganze immer noch ein bisschen ausgedehnt und er läuft noch ein paar Schritte weiter bevor er stehenbleibt. "Halt" ist insbesondere dann praktisch, wenn uns Jogger oder Radfahrer entgegen kommen. Denn gerade wenn diese schnell vor uns auftauchen, dann ist es oft einfach praktischer und schneller ein "Halt" zu rufen, als Dion ranzurufen.


Ich musste also die letzten Monate, auch nach der Zeit der Leinenpflicht aufgrund der Brut- und Setzzeit, feststellen, dass so eine Flexileine manchmal doch ziemlich praktisch sein kann. Auch wenn es mir jetzt ziemlich schwer das zuzugeben. Sie kommt bei uns jetzt immer dann zum Einsatz, wenn wir in Gebieten unterwegs sind, in denen Dion einen größeren Laufradius als zwei Meter bekommen soll, aber er nicht komplett frei laufen darf, weil dort Leinenpflicht besteht bspw. in Naturschutzgebieten oder wir auf beliebten Spazierwegen unterwegs sind, wo wir in kurzen Abständen immer wieder Menschen begegnen. Denn die meisten Menschen fühlen sich doch sicherer, wenn sie einer angeleinten Deutschen Dogge begegnen als einer in "freier Wildbahn" Es ist dann einfach praktisch, dass Dion mehr Leine zur Verfügung hat und auch mal schnüffeln kann, ohne dass wir gleich stehen bleiben müssen... Es gibt aber auch Gebiete, in denen es meiner Meinung nach nichts unpraktischeres gibt als eine Flexileine. Denn natürlich ist es damit auch möglich den Hund kurz zu führen, aber es funktioniert einfach nicht so gut wie mit einer normalen Leine. Für einen kurzen Moment ist das natürlich möglich, länger aber ziemlich unpraktisch/unhandlich. Das liegt meiner Erfahrung nach am Griffstück einer Flexileine, welches eher wie eine Handtasche in der Hand liegt und nicht so gut wie eine normale Leine gegriffen bzw. festgehalten werden kann. Zudem hat gefühlt auch eine fest arretierte Flexileine etwas Spielraum nach vorne und hinten (nur wenige cm), die ein eher wackeliges, wabbeliges Gefühl erzeugen.

Einen Punkt im Bezug auf Flexileinen möchte ich unbedingt noch ansprechen. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Hunde auf vollen Fußwegen in Innenstädten oder auch in Fußgängerzonen die komplette Länge ihrer Flexileine ausleben dürfen von links nach rechts und vor und zurück und andere Mitmenschen deswegen im Slalom darum herum laufen müssen und Angst haben müssen gleich über die Seile zu stolpern.

Mein Fazit: Großer Hund & Flexileine ?! Ja, es ist möglich und manchmal auch ziemlich praktisch, jedoch nicht immer!